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weblogs und journalismus

In der Frankfurter Rundschau (sowohl Print als auch in der online-Ausgabe) wurde Bloggen vom Weltwirtschaftsgipfel thematisiert: Barbaren an der Tastatur. Weblogs als heimliches Hauptthema des Weltwirtschaftsforums

hier noch ein artikel von besagtem jay rosen (professor für journalismus in n.y.)

http://journalism.nyu.edu/pubzone/weblogs/pressthink/2004/01/14/watch_sites.html

die überschrift lautet:
Why I Love the Adopt-a-Reporter Scheme. Why I Dread It.

A weblog devoted to watching the work of a journalist is democracy in action. It is bound to be educational, for the watcher and perhaps for the journalist who is watched. But there are reasons to worry.

„Will Mainstream Media Co-opt Blogs and the Internet?“ (Sektion auf einem internationalen Kongress, geleitet von Jay Rosen, Chair of the Department of Journalism and Mass Communication, New York University)

Die Sektion wurde folgenderdermaßen angekündigt: "Traditional media sources are still the primary source of information; however, Internet news sites, especially non-mainstream outlets like blogs, are challenging journalism's traditional rules. 1) How is the media landscape evolving? 2) What are the implications of this revolution for traditional media suppliers, producers and viewers? 3) How should the mainstream media make competitive use of these new outlets?"

Während der Tagung sagte Jay Rosen über das Phänomen blogging “It's an incredibly radical development, the most exciting I've seen in my career as an intellectual and a critic”. Joichi Ito (President and Chief Executive Officer, Neoteny, Japan) hebt hervor, dass es inzwischen eine relativ kleine Anzahl von „power blogs“ gibt, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben und mit bis zu zehntausenden Lesern täglich außerordentlich intensiv rezipiert werden. Neben diesen „power blogs“ existieren laut Joichi Ito „social network blogs“, die bestimmte Themen bedienen und dann natürlich “a vast galaxy of obscure blogs that may only get a few hits a day“.

Gleichzeitig gibt es verhaltenere Meinungen üder die Rolle von weblogs in der öffentlichen Kommunikation. Orville H. Schell (Dekan der Berkeley Graduate School of Journalism, University of California, USA) stellt fest, dass blogging derzeit den gleichen unsystematischen Wildwuchs hervorbringt wie das Internet als solches in seinen Anfangsjahren und somit die Fragmentarisierungstendenzen in der Gesellschaft weiter verstärkt: „While more information is available, there is less space for a common discourse.“ Ebenso kritisch sieht Gary Thompson die Entwicklung: „The degree of symbiosis between more public-shere-oriented weblogs and news media suggest that they will prove not to be so revolutionary a change as once thought. However, they do shift the dynamics of news presentation considerably.” So kommt Thompson zu dem Schluss, dass sich der Trend der weiteren Spezialisierung und Fragmentarisierung der Öffentlichkeit fortsetzen wird und dass die unterschiedlichen Diskursbereiche wenig Schnittstellen aufweisen. Allerdings räumt er ein, dass es Diskursanlässe gibt, die übergreifend wirken und diskursiv integrative Signale setzen, z.B. rassistische Politikerstatements oder Krieg im Mittleren Osten.

Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Frage, ob das Verfassen von weblogs Journalismus sein kann oder nicht, falsch gestellt ist. Erstens ist es nicht sinnvoll, von weblogs per se zu sprechen, denn die Szene ist inzwischen sehr ausdifferenziert. In unserem Kontext kommen überhaupt nur filter-style weblogs in Betracht, aber auch diese sind weiter auszudifferenzieren – etwa nach dem Kriterium des Produzenten (von Journalisten, von Experten für bestimmte Themen oder von „interessierten Laien“). Zweitens ist es weniger interessant zu fragen, ob blogger journalistisch arbeiten (dazu müsste man sich zunächst verständigen, was "journalistisch" bedeutet – siehe Beitrag von globaladmin!), sondern unter welchen Umständen welche Sorten von weblogs an gesellschaftliche Diskurse anschließen (was dann empirisch nachzuweisen wäre ...).

zu beginn möchte ich gleich einmal eine kleine diskussion anstoßen. als ich heute den nieman-report fall2003 durchgegangen bin, ist mir aufgefallen, dass die problematik weblogs und journalismus noch nicht wirklich geklärt ist.

so stellt sich zunächst die frage, ob weblogs nun wirklich eine form von journalismus produzieren oder ob einige weblogs nur nach den schablonen zeitgenössischen journalismus' berichten. natürlich können weblog-schreiber auch über brandaktuelle themen informieren, so z.b. über eskalierende demonstrationen von globalisierungsgegnern, zu denen sie dann auch kritische kommentare in ihren blogs verfassen und das ganze mit anderen quellen (z.b. nachrichtensendern mit berichterstattung von dieser demonstration, webangeboten zur globalisierungsthematik oder augenzeugen, die vielleicht sogar bildmaterial von wütenden demonstranten oder polizisten ins netz gestellt haben) verlinken. es stellt sich dabei nur die frage, ob das ganze wirklich journalistisch ist und ob man dieses nicht einfach als augenzeugenbericht abtun müsste, weil es eben nicht mehr, als eben dieses ist.

könnte man nicht eigentlich sogar soweit gehn, dass nur ausgebildetete journalisten, die weblogs schreiben (und dabei liegt die betonung nicht auf der berufsbezeichnung journalist, sondern eher auf der expertise, den kontakten oder darstellungsweisen), wirklich journalismus über das system weblog praktizieren? denn journalisten sind es eben, die auch außerhalb des geschriebenen weblogs (und selbst wenn sie bei ihrem arbeitgeber als journalist nichts anderes tun, als eben weblogs über gewisse themen zu verfassen und nicht einmal an einer online-zeitung bzw. der äquivalenten printausgabe beteiligt sind - obwohl das wohl eher unwahrscheinlich zu sein scheint), nichts anderes tun, als berichte, reportagen oder andere journalistische formen zu verfassen.

der typische weblogger ist jedoch kein "beruflicher" journalist sondern ein "normaler" zeitgenosse, der in seiner freizeit einen blog über sich oder eben die geschehnisse in der welt verfasst. diese berichte können aufgrund fehlender expertise nur ein abklatsch journalistischen berichtens sein.

wir müssten somit eigentlich zu dem schluss kommen, dass blogs (zumindest die privaten) kein journalistisches format sind. und selbst bei den von journalisten geführten blogs ist fraglich, ob diese in journalistischer hinsicht genau so betrachtet werden können, wie klassische print- oder onlinetexte großer zeitungen. wandelt sich nicht auch der duktus der wegloggisierten berichterstattung?

eine genaue definition des journalismusbegriffs wird also essentiell sein, um zu ermitteln, in wie fern weblogs journalistisch sein können, und ob diese dann in ihrer präsentation wirklich wertvoll für unsere belange sind.

kleiner nachtrag: man sollte sich bei der betrachtung journalistischer beiträge sowohl im print- als auch onlinemedium vorallem mit der editierung der beiträge befassen. der wesentliche unterschied zwischen print-/onlinezeitungen und weblogs ist ja, dass erstere vor der veröffentlichung editiert bzw. auf relevanz und richtigkeit überprüft werden und letztere erst nach der veröffentlichg, im zuge öffentlicher bewertung, berichtigt, ergänzt oder uminterpretiert werden. es ist fraglich, ob diese sammlung subjektiver korrekturen wirklich journalistisch ist.

 

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