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zu beginn möchte ich gleich einmal eine kleine diskussion anstoßen. als ich heute den nieman-report fall2003 durchgegangen bin, ist mir aufgefallen, dass die problematik weblogs und journalismus noch nicht wirklich geklärt ist.

so stellt sich zunächst die frage, ob weblogs nun wirklich eine form von journalismus produzieren oder ob einige weblogs nur nach den schablonen zeitgenössischen journalismus' berichten. natürlich können weblog-schreiber auch über brandaktuelle themen informieren, so z.b. über eskalierende demonstrationen von globalisierungsgegnern, zu denen sie dann auch kritische kommentare in ihren blogs verfassen und das ganze mit anderen quellen (z.b. nachrichtensendern mit berichterstattung von dieser demonstration, webangeboten zur globalisierungsthematik oder augenzeugen, die vielleicht sogar bildmaterial von wütenden demonstranten oder polizisten ins netz gestellt haben) verlinken. es stellt sich dabei nur die frage, ob das ganze wirklich journalistisch ist und ob man dieses nicht einfach als augenzeugenbericht abtun müsste, weil es eben nicht mehr, als eben dieses ist.

könnte man nicht eigentlich sogar soweit gehn, dass nur ausgebildetete journalisten, die weblogs schreiben (und dabei liegt die betonung nicht auf der berufsbezeichnung journalist, sondern eher auf der expertise, den kontakten oder darstellungsweisen), wirklich journalismus über das system weblog praktizieren? denn journalisten sind es eben, die auch außerhalb des geschriebenen weblogs (und selbst wenn sie bei ihrem arbeitgeber als journalist nichts anderes tun, als eben weblogs über gewisse themen zu verfassen und nicht einmal an einer online-zeitung bzw. der äquivalenten printausgabe beteiligt sind - obwohl das wohl eher unwahrscheinlich zu sein scheint), nichts anderes tun, als berichte, reportagen oder andere journalistische formen zu verfassen.

der typische weblogger ist jedoch kein "beruflicher" journalist sondern ein "normaler" zeitgenosse, der in seiner freizeit einen blog über sich oder eben die geschehnisse in der welt verfasst. diese berichte können aufgrund fehlender expertise nur ein abklatsch journalistischen berichtens sein.

wir müssten somit eigentlich zu dem schluss kommen, dass blogs (zumindest die privaten) kein journalistisches format sind. und selbst bei den von journalisten geführten blogs ist fraglich, ob diese in journalistischer hinsicht genau so betrachtet werden können, wie klassische print- oder onlinetexte großer zeitungen. wandelt sich nicht auch der duktus der wegloggisierten berichterstattung?

eine genaue definition des journalismusbegriffs wird also essentiell sein, um zu ermitteln, in wie fern weblogs journalistisch sein können, und ob diese dann in ihrer präsentation wirklich wertvoll für unsere belange sind.

kleiner nachtrag: man sollte sich bei der betrachtung journalistischer beiträge sowohl im print- als auch onlinemedium vorallem mit der editierung der beiträge befassen. der wesentliche unterschied zwischen print-/onlinezeitungen und weblogs ist ja, dass erstere vor der veröffentlichung editiert bzw. auf relevanz und richtigkeit überprüft werden und letztere erst nach der veröffentlichg, im zuge öffentlicher bewertung, berichtigt, ergänzt oder uminterpretiert werden. es ist fraglich, ob diese sammlung subjektiver korrekturen wirklich journalistisch ist.
globaladmin meinte am 9. Feb, 09:12:
Umfrage
Zu Bastis interessantem Gedankengang habe ich mal eine kleine Umfrage erstellt.
Weblogs Form von Journalismus?
Kann man Weblogs in gewisser Weise als (neue) Form von Journalismus bezeichnen?

Auf jeden Fall.
Nur eine begrenzte Gruppe (Journalistenblogs, filter styles).
Kaum.
Nein.
Wei

 - Ergebnis

 
Sierra meinte am 9. Feb, 14:01:
danke fuer den niemann report. kannte den noch nicht. klingt auf jeden fall super interessant... freue mich auf weitere news... 
Cyberwriter meinte am 10. Feb, 02:49:
Vielleicht interessiert Euch die WeMedia-Studie des American Press Institutes auch ? (Wenn Ihr sie nicht schon kennt...) 
globaladmin antwortete am 10. Feb, 09:31:
Danke für den Tipp! Kannte ich noch nicht... 
Sierra antwortete am 10. Feb, 12:47:
super! danke, kannte ich auch noch nicht... 
globaladmin meinte am 12. Feb, 00:43:
Neue Form von Journalismus
grothesk: "es stellt sich dabei nur die frage, ob das ganze wirklich journalistisch ist und ob man dieses nicht einfach als augenzeugenbericht abtun müsste, weil es eben nicht mehr, als eben dieses ist."
Also wenn jemand einen Text über ein erlebtes Ereignis schreibt, dazu evtl. Bilder anfügt, und diesen dann veröffentlicht, dann ist das Journalismus, wenn auch vielleicht nur Amateur-Journalismus. Für mich ist entscheidend, dass jemand die Intention hat, andere zu informieren.

grothesk: "man sollte sich bei der betrachtung journalistischer beiträge sowohl im print- als auch onlinemedium vorallem mit der editierung der beiträge befassen."
Wenn Du einen so beschränkten Journalismusbegriff verwendest, der nicht ohne Editor auskommt, dann kann man Weblogs nicht als Journalismus bezeichnen (wobei es auch Weblogs gibt die einen Editor haben, z.B. http://www.csmonitor.com). Aber ich würde nicht diese Maßstäbe ansetzen. Letzlich ist die Frage eher, ob durch Weblogs eine neue Art von Journalismus entsteht.

Die Begriffe "participatory media", wie Rebecca Blood das nennt oder "participatory journalism" (z.B. bei J.D. Lasica ) finde ich da treffender. Weblogs verändern Journalismus, es gilt: "Viele sehen mehr als einer". Dan Gillmor sagt das so:

"I think journalists have to do that. I doubt there is a beat at any newspaper or publication or program where it is not the case that the readers collectively know more than the reporter,[...]"
Das heißt, durch Weblogs wird eher ein bottom-up Prinzip gefördert. Die Amateur-Schreiber, Augenzeugen, etc. schreiben, es wird von anderen ergänzt, und wenn das Thema lang genug behandelt wird, und Aufmerksamkeit erhält, quasi an die webloglesenden Journalisten weitergegeben. Denn natürllich stimmt es schon, dass nur die Massenmedien auch die Massen erreichen. Aber an dem journalistischen Prozess waren die Weblogs maßgeblich beteiligt.

Noch stärker beeinflussen Weblogs die Massenmedien, die von Nischen-Experten betrieben werden. Kaum ein Journalist einer größeren Zeitung kann sich in verschiedensten Fachgebieten auskennen. Er ruft normalerweise Experten an, die ihm genaueres mitteilen. Viele Nischen-Informationen können inzwischen in Weblogs oder Online-Foren gefunden werden, aktuell und oft in größeren Gruppen erarbeitet (durch die Diskussionen, die in Weblogs oder Foren entstehen). 
grothesk antwortete am 12. Feb, 01:03:
editierung macht noch keinen journalismus
doch was das editieren angeht, so ist mir noch nicht klar, ob der zeitpunkt wirklich den wesentlichen unterschied zwischen traditionellen medien und dem weblog bringt. ob nun ein experte das ganze vorher auf korrektheit überprüft oder ob eine herde von amateurjournalisten das ganze im nachhinein modifiziert, scheint kaum von bedeutung...natürlich, nach der veröffentlichung können immer neue sachen addiert werden, dass ist aber auch bei den voreditierten veröffentlichungen möglich, nur bieten traditionelle medien kaum den platz dafür...das würde dann auch die viele-sehen-mehr-hypothese relativieren.

wo ich dir natürlich zustimme, ist die tatsache, dass weblogs themengeber sind (das wurde auch schon im arikel intermedialität verdeutlicht) und was ich noch wichtiger finde, ist der umstand, dass sie darüber hinaus themen halten oder zu gegebener zeit wieder aufnehmen, dass ist traditionellen medien nämlich nur beschränkt möglich.

so ist es wohl richtig, zu sagen, dass weblogs dem journalismus eine neue dimension verleihen. ob das ganze jedoch wirklich journalismus ist, bleibt immer noch von einer klaren definition journalistischer praktik abhängig. würde man wirklich nur die tatsache auffassen, dass journalismus das bestreben ist, andere menschen zu informieren, dann wäre nahezu jede äußerung journalistisch. denn wozu sagen wir denn etwas, wenn wir jemanden nicht über einen sachverhalt informieren wöllten. 
 

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